Flüchtlinge präsentieren
Musical auf der Burg

von Roland Beck

Fröhlich tönen Klavierklänge und Gesang aus dem dritten Stock der Burg Hohenzollern. Ein Musical wird einstudiert. Die Akteure: 15 jugendliche Flüchtlinge aus Afghanistan, Eritrea und Somalia, die eine lange und gefährliche Reise hinter sich haben. Allein, ohne Eltern oder sonstige Familienangehörige, waren die 15-17-Jährigen wochenlang auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Angst und Tod in ihren Heimatländern. In den Jugendwohngruppen des Diasporahauses in Bietenhausen, Hechingen, Albstadt und Rottenburg haben sie Zuflucht gefunden und erleben das erste Mal seit langer Zeit wieder ein friedliches Miteinander.

Die Prinzessin Kira von Preußen-Stiftung hat – unterstützt von der Sparkasse Zollernalb – die jungen Männer auf die Burg Hohenzollern eingeladen, um dort zwei Wochen lang im Rahmen des Projektes „Eisodus“ (Einzug) ein Musical einzustudieren. „Eisodus“ wird von der Berliner Organisation PluralArts International initiiert, die es sich zum Ziel gesetzt hat, mittels Kultur- und Musikprojekte gegenseitiges Verständnis und den Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Kultur, Religion und Herkunft zu fördern. PluralArts-Direktor Todd Fletcher – befreundet mit Hausherr Georg Friedrich Prinz von Preußen und dessen Frau und Stiftungsvorsitzeden Prinzessin Sophie – übernahm dabei als Vollblutmusiker selbst die Regie und komponierte und textete zusammen mit den Jugendlichen die Lieder für das Musical. Ihm zur Seite standen sein Assistent Andy Benn, die Musical-Darstellerin Beatrix Reiterer, vier Jugendlichen aus dem Zollernalbkreis, die sozusagen die kulturelle Brücke unter Gleichaltrigen schlagen, und Friedrich Schiller. Denn dessen Ballade „Die Bürgschaft“ stand als Thema im Mittelpunkt des Musicals. 

Die Lieder, die das Team eigens für das Musical erarbeitet hat, sind übrigens alle deutschsprachig. Die Jugendlichen nutzten so auch die Möglichkeit, Deutsch zu lernen beziehungsweise ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Denn obwohl sie erst seit wenigen Monaten in Deutschland leben, können sich einige der Jugendlichen bereits auf Deutsch unterhalten. Und zur Auflockerung tönte aus den Burgfenstern im dritten Stock auch schon mal ein inbrünstiges „Freude schöner Götterfunken“ oder „Marmorstein und Eisen bricht“. Das amüsierte dann auch schon mal die überraschten Touristen im Burghof.

Heute nun hatten die Musical-Akteure ihren großen Tag: Im Berliner Zimmer des Burg-Restaurants führten die Jugendlichen ihr Stück vor einem begeisterten Publikum auf – darunter auch Prinz Georg Friedrich, der für die Vorstellung eigens aus Berlin angereist kam.