1500 Tonnen aus dem
eigenen Steinbruch

von Roland Beck

Der Burg Hohenzollern steht eine zehnjährige Mauersanierung ins Haus

Georg Friedrich Prinz von Preußen besichtigt den Steinbruch bei Grosselfingen.

Viele Hundert Jahre lang war die Burg Hohenzollern militärische Festung und Adelswohnsitz. Heute ist sie ein Monument deutscher Geschichte und eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Nun steht dem Denkmal eine Großbaustelle ins Haus: Bastionsmauern und Auffahrtsanlage müssen grundlegend saniert werden.

Vor rund 1000 Jahren legten die Grafen von Zollern den Grundstein für ihre erste Burg auf dem Zollerberg. Für damalige Verhältnisse ein mächtiges Bollwerk, das lange Zeit Wind, Wetter und Feinden trotzte. Bis zum Jahr 1423. Eine Fehde zwischen dem Zollerngrafen Friedrich XII. und einem Bündnis württembergischer Reichsstädte kostete der Burg das Leben. Nach zehnmonatiger Belagerung musste Friedrich ausgehungert aufgeben und die Württemberger legten die Festung in Schutt und Asche.

Gut 30 Jahre später errichtete Graf Jost Niklas, ein Neffe Friedrichs XII., auf den Grundmauern der zerstörten Burg den Wiederaufbau. Dem Fortschritt geschuldet wurde die zweite Burg deutlich größer und besser befestigt angelegt. Sogar im dreißigjährigen Krieg leistete sie den schwedischen Truppen erfolgreich Widerstand. Doch nach und nach verlor die Festung an militärischer Bedeutung und wurde von ihren Besitzern aufgegeben, zumal die schwäbischen Hohenzollern ihren Sitz nach Sigmaringen verlegten und die preußischen Hohenzollern als Könige und Kaiser in Berlin residierten. Wind und Wetter läuteten den Verfall der Burg ein.

Es war im Jahr 1819, als der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm den Stamm-sitz seiner Familie besuchte und nur noch eine Ruine vorfand. Beeindruckt von Lage und Aussicht beschloss er den erneuten Wiederaufbau. Als König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen setzte er ab 1850 mithilfe seiner Sigmaringer Verwandtschaft seine Vision in die Tat um. Am 3. Oktober 1867 wurde die dritte Burg eingeweiht.

Bereits während der Bauzeit entstand eine gewisse Form von Tourismus: Die auf der Burg stationierten Soldaten verdienten sich ein paar Groschen nebenbei, indem sie neugierige Einhei-mische durch die Anlage führten. Noch vor 1900 wurden die ersten Postkarten gedruckt, eine Keller-Wirtschaft eingerichtet und schließlich offizielle Billets für Besichtigungen verkauft. 1952 ließ Prinz Louis Ferdinand von Preußen die Burg mit zahlreichen Kunstgegenständen inklusive Schatzkammer ausstatten.

Das mittelständische Familienunternehmen wird heute von Georg Friedrich Prinz von Preußen zu zwei Dritteln und von seinem Cousin Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen zu einem Drittel geführt. Vor Ort hält Burgverwalterin Dr. Anja Hoppe die Fäden in der Hand und jongliert 350.000 internationale Gäste pro Jahr, 180 Mitarbeiter und zahlreiche Veranstaltungen. Ziel ist es, den Erhalt so weit wie möglich aus Eigenmitteln zu bestreiten. Als Gesellschaft Bürgerlichen Rechts erhält das Monument nämlich keine staatlichen Mittel zum laufenden Unterhalt. Bislang hat das auch gut funktioniert mit Museumsbetrieb, Gastronomie, Souvenir-Shops und Veranstaltungen als finanzielle Quellen. Doch nun steht der Burg Hohenzollern eine Baustelle ins Haus, die das jährliche Baubudget von etwa einer halben Million Euro bei weitem übersteigt: Die Bastionsmauern und die Auffahrtsanlage müssen grundlegend saniert werden. Wind, Wetter und Erdbeben setzten den Mauern zu. Zudem zeigt das Streusalz, das auch im Winter einen reibungslosen Besucherverkehr sichert, negative Auswirkungen auf den Sandstein. Poröse Stellen und Risse werden sichtbar. Teilweise wölben sich die Mauern nach außen. Einsturzgefahr besteht noch nicht, beurteilen die Experten. Doch müsse jetzt gehandelt werden, um noch größeren Schäden entgegen zu wirken.

Nach aufwändigen Untersuchungen, Probebohrungen und Berechnungen steht nun fest: Die Baustelle wird rund zehn Jahre in Anspruch nehmen und über zehn Millionen Euro kosten. Hier stehen nun aber Bund, Land und Denkmalstiftungen dem altehrwürdigen Gebäude zur Seite und haben ihre tatkräftige finanzielle Unterstützung zugesichert. Immerhin ist die Burg Hohenzollern als Monument deutscher Geschichte eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Zudem ist kein anderer Name in der Region so präsent wie der der Hohenzollern: Hohenzollerische Zeitung, Hohenzollerische Landesbahn, Volksbank Hohenzollern – um nur einige wenige zu nennen. Selbst der Landkreis ist nach der Adelsfamilie benannt und die EC- und Kreditkarten der Sparkasse Zollernalb ziert das Bild der Zollernburg.

Die finanzielle Komponente für die Sanierung ist in trockenen Tüchern. Doch bedarf es auch Baumaterial, das nicht gerade im Baumarkt erhältlich ist: 1500 Tonnen Angulatensandstein – der Stein, aus dem die Burg vor sechs Generationen erbaut wurde. Denn viele Mauersteine auf den Bastionen und in der Auffahrtsanlage sind so porös, dass sie ersetzt werden müssen.

Die Steinbrüche von damals – die meisten von ihnen lagen in unmittelbarer Umgebung der Burg, wie etwa in Ostdorf – sind erschöpft. Auf Gemarkung Grosselfingen wurde nun aber ein Feld entdeckt, das den passenden Stein birgt. Und glücklicherweise liegt dieses Feld im Besitz des Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen. Nach Probeschürfungen steht nun auch fest, dass hier genügend Stein gefördert werden kann, um die Sanierung zu decken. Ein Steinbruchunternehmen war auch schon tätig und hat rund die Hälfte des benötigten Materials zutage gefördert. Davon hat sich jüngst Hausherr Georg Friedrich Prinz von Preußen bei einer Besichtigung vor Ort selbst überzeugt.

Momentan befindet sich das Sanierungsprojekt noch in der Planungsphase. Regelmäßig treffen sich Burgverwaltung, Denkmalschutz und Bauexperten, um die Abläufe abzustimmen. Der Sanierungsbeginn ist auf 2019 terminiert. Der Besucherbetrieb soll aber auf jeden Fall aufrecht erhalten bleiben, betont Dr. Anja Hoppe. Die Burgbesucher sollen teilhaben an dem Jahrhundertprojekt. Eventuell werden dann auch spezielle Baustellenführungen angeboten. Und wenn die Auffahrtsanlage saniert wird, soll ein Fahrstuhl an der Außenmauer Mensch und Material auf die Burg befördern.

 

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