Wald-Rodung
zugunsten der Burgmauer
von Roland Beck
Förster Martin Neumaier erklärt am Steilhang der Burg-Nordseite Sinn und Zweck
des Rodungsgürtels rund um die Burg.
Motorsägen kreischen direkt unterhalb der Burg. Bäume fallen im Minutentakt und werden von schwerem Gerät abtransportiert. Um die Burgmauern sanieren zu können, braucht es eben entsprechend Platz.
Förster Martin Neumaier ist Revierleiter in der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern. Er ist unter anderem zuständig für den 250 Hektar großen Bergwald rund um die Burg Hohenzollern, der sich im Privatbesitz des Fürsten von Hohenzollern befindet. Und dort wird seit Montag kräftig gerodet. „Wir schneiden einen 25 Meter breiten Gürtel entlang der Burgmauern frei, um das Gemäuer freizulegen, das saniert werden muss“, erklärt der Diplom-Forstingenieur. Burgverwalterin Dr. Anja Hoppe bestätigt: „Die äußeren Basteimauern weisen Schäden auf, die vor allem durch Feuchtigkeit beziehungsweise Wassersickerungen verursacht werden.“ In der Tat ist an der unteren Hälfte der bis zu zehn Meter hohen Sandsteinmauern deutlich ein dunkler, feuchter Streifen sowie Moosbewuchs erkennbar. Da habe sich die Feuchtigkeit natürlich gut gehalten, da diese Stellen im Schatten der Bäume standen, erklärt Neumaier. Nun liegen die Mauern wieder im Licht und können trocknen. Und natürlich braucht die Mauersanierung ja auch entsprechend Platz. Schließlich müssen Gerüste aufgestellt und Mauerteile abgetragen werden. Das wird allerdings viel Zeit in Anspruch nehmen. „Wir sprechen bei den Sanierungsmaßnahmen, die auch die Auffahrtsanlage innerhalb der Burg betreffen, von einem Zeitrahmen von mindestens zehn Jahren und einer finanziellen Größenordnung im zweistelligen Millionenbereich“, so die Burgverwalterin.
Am vergangenen Montag und Dienstag war die Burg geschlossen, denn während der Fällarbeiten entlang der Zufahrtsstraße an der Südseite wäre aus Sicherheitsgründen weder Personen- noch Fahrzeugverkehr möglich gewesen. Seit Mittwoch ist die Zufahrt und somit der Besucherverkehr wieder frei. Lediglich der Fußweg zu Burg ist seither für einige Tage gesperrt, denn an der Nordseite muss ja auch gefällt werden. Vor allem dort wird es knifflig, denn die Hangneigung beträgt hier zwischen 30 und 50 Grad. An solchen Stellen mit der Motorsäge zu arbeiten ist schwierig und vor allem gefährlich. Deshalb hat Förster Neumaier Felix Müller aus Rangendingen engagiert. Der 38-Jährige Baumpfleger ist spezialisiert auf Fällungen an extremen Stellen. Und da er den Auftrag im Zollerwald nicht alleine bewältigen kann, hat er zusätzlich Valentin Dresely aus Mehrstetten bei Münsingen, Marian Schantz aus Dettingen/Teck, Daniel Pugmire aus Königsberg im Schwarzwald und Jochen Klein aus Kirchheim/Teck mit ins Boot geholt. Allesamt sind sie selbständige Fachagrarwirte und ausgebildet in Seilklettertechnik. Sie wissen um die Tücken in absturzgefährdeten Bereichen sowie um die fachgerechte Absicherung mit Arbeitsklettergurten. Schon oft haben sie bei schwierigen Projekten zusammengearbeitet, können sich aufeinander verlassen. „Es ist schon eine Herausforderung, am Zollerberg zu arbeiten. Das ist nicht alltäglich“, erklärt Müller. Nicht nur wegen der extremen Hanglage. Auch eine punktgenaue Koordination im Vorfeld war notwendig. Schließlich kann die Burg nicht über einen längeren Zeitraum gesperrt werden. Da müssen etwa das riesige Rückefahrzeug für den Abtransport der Bäume sowie der Minibagger mit Greifarm für die Räumarbeiten auf dem Fußweg termingenau zum Einsatz kommen. Aber auch das hat gut funktioniert. Mit dem Forstunternehmer Jens Bogenschütz aus Beuren und Heinz Heyeckhaus vom gleichnamigen Maschinenpark aus Bisingen hat Müller verlässliche Subunternehmer für diese Gewerke gefunden.
„Die Fällung rund um die Burg ist schon ein sehr großes Projekt. Aber es hört sich jetzt vielleicht schlimmer an, als es ist. Wir roden ja nicht den gesamten Burgberg und es ist auch alles mit den zuständigen öffentlichen Stellen abgesprochen“, erläutert Förster Neumaier. Allerdings zeigt die Rodung eine deutliche optische Veränderung, wenn man direkt unterhalb der Burg steht: Das altehrwürdige Gemäuer wirkt nun deutlich mächtiger. So mächtig, wie sie noch vor 150 Jahren gewirkt haben dürfte, bevor der Wald angelegt wurde. Denn der Zollerberg war ursprünglich ein gänzlich kahler Kegelberg. Erst mit dem Bau der dritten Festungsanlage Mitte des 19. Jahrhunderts wurden 93.000 Buchen gepflanzt.
Die Spezialisten für Fällungen an extremen Stellen: (von links) Daniel Pugmire, Valentin Dresely, Jochen Klein, Marian Schantz und Teamleiter Felix Müller.
Das Forstunternehmen Bogenschütz aus Beuren rückte mit schwerem Gerät an, um die Zufahrtstraße zur Burg freizuräumen.
Kein Spaziergang: Fällungen im Steilhang an der Nordseite des Zollerbergs.
Nur mit einem Minibagger mit Greifarm konnte der schmale Fußweg an der Nordseite von Stämmen und Geäst befreit werden.
Nichts für schwache Nerven: Gesichert wie Bergsteiger arbeiten die Spezialisten im Hang bei rund 40 Grad Neigung.
(Fotos: Roland Beck)
Diese historische Aufnahme um 1860 zeigt deutlich, dass der Zollerberg ursprünglich nicht bewaldet war.
(Foto: Archiv Burg Hohenzollern)
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